Bußgeld bei Rotlichtverstößen – Was Sie wissen müssen

Rot über die Ampel gefahren – was nun? Ein Rotlichtverstoß zählt zu den schwerwiegendsten Verkehrsordnungswidrigkeiten im Straßenverkehr. Die Konsequenzen sind drastisch: Es drohen hohe Bußgelder, Punkte in Flensburg und sogar Fahrverbote (dieversicherer.de). In bestimmten Fällen kann ein Rotlichtverstoß sogar den Führerscheinentzug oder strafrechtliche Folgen nach sich ziehen.

In diesem Ratgeber erfahren Sie alles Wichtige über Rotlichtverstöße – von den gesetzlichen Grundlagen und aktuellen Bußgeldern über wichtige Gerichtsurteile (BGH) und typische Fehlerquellen bis hin zu Ihren Rechten und Einspruchsmöglichkeiten. Außerdem zeigen wir Beispiele, wie sich Punkte, Fahrverbote und Versicherungen in der Praxis auswirken, und geben Tipps, wie Sie Rotlichtverstöße vermeiden können.

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Was gilt als Rotlichtverstoß?

Ein Rotlichtverstoß liegt vor, wenn ein Fahrzeugführer bei Rotlicht in den durch die Ampel geschützten Bereich einfährt (bussgeldsiegen.de). Entscheidend ist also, ob das Fahrzeug bei Rot in den Kreuzungs- oder Einmündungsbereich gerät – dieser Bereich wird auch Gefahrenbereich genannt (e-recht24.de).

Nicht jeder Haltelinienverstoß ist automatisch ein Rotlichtverstoß: Fährt der Fahrer zwar bei Rot über die Haltelinie, kommt aber noch vor dem eigentlichen Gefahrenbereich zum Stehen, handelt es sich nur um ein Verwarngeld von rund 10 €.

Gemäß §37 Abs. 2, §49 StVO liegt ein Rotlichtverstoß erst dann vor, wenn das Rotlicht „ignoriert“ und tatsächlich in den Kreuzungsbereich eingefahren wird.

⚠️ Achtung: Auch das unerlaubte Verweilen im Kreuzungsbereich zählt als Verstoß. Der BGH stellte 1999 klar, dass ein Fahrer die Kreuzung vollständig räumen muss – gelingt das nicht und die Ampel zeigt Rot, liegt ein Rotlichtverstoß vor (BGH, Az. 4 StR 61/99).

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Arten von Rotlichtverstößen

1. Einfacher Rotlichtverstoß

• Ampel war < 1 Sekunde rot
• 90 € Bußgeld, 1 Punkt
• Mit Gefährdung: 200 €, 2 Punkte, 1 Monat Fahrverbot
• Mit Sachschaden: 240 €, 2 Punkte, 1 Monat Fahrverbot

2. Qualifizierter Rotlichtverstoß

• Ampel war > 1 Sekunde rot
• 200 € Bußgeld, 2 Punkte, 1 Monat Fahrverbot
• Mit Gefährdung: 320 €, 2 Punkte, 1 Monat Fahrverbot
• Mit Sachschaden: 360 €, 2 Punkte, 1 Monat Fahrverbot

Wichtig: Die Einteilung nach einer Sekunde Rotlicht ist entscheidend für die Strafhöhe. Vor Gericht muss die Dauer der Rotphase eindeutig bewiesen werden – etwa durch Blitzer-Zeitstempel oder Zeugenaussagen.

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Aktuelle Bußgelder und Strafen (2025)

Verstoß	Bußgeld	Punkte	Fahrverbot
Einfacher Rotlichtverstoß (< 1 s Rot)	90 €	1	Nein
Mit Gefährdung	200 €	2	1 Monat
Mit Sachbeschädigung	240 €	2	1 Monat
Qualifizierter Rotlichtverstoß (> 1 s Rot)	200 €	2	1 Monat
Mit Gefährdung	320 €	2	1 Monat
Mit Sachbeschädigung	360 €	2	1 Monat

Quelle: Bußgeldkatalog 2024/2025, autobild.de
Schwerwiegende Fälle können gemäß §315c StGB mit Führerscheinentzug oder Freiheitsstrafe geahndet werden.

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Wichtige Rechtsprechung (BGH & OLG)

BGH 1999 (Az. 4 StR 61/99)
– Jeder, der bei Rot in den durch Ampel gesicherten Bereich einfährt, begeht einen Verstoß – auch ohne tatsächliche Gefährdung.

OLG Düsseldorf 2019
– Die Annahme einer > 1 Sekunde Rotzeit muss zweifelsfrei belegt sein. Unsichere Schätzungen reichen nicht.

OLG Hamm 1999 / OLG Düsseldorf 1991
– Milde Urteile bei außergewöhnlichen Umständen: etwa Ampel-Defekt oder drohender Auffahrunfall.

BGH 1997 (Az. 4 StR 647/96)
– Auch das teilweise Umfahren einer roten Ampel (z. B. über Tankstellenausfahrt) zählt als Rotlichtverstoß.

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Häufige Fehlerquellen & Messfehler

• Zu kurze Gelbphase: Innerorts muss sie mindestens 3 Sekunden dauern (bei 50 km/h).
• Falsche Positionierung der Induktionsschleifen: Wenn die Schleife nicht direkt an der Haltelinie liegt, kann die Rotzeit verfälscht werden.
• Abgelaufene Eichung: Blitzeranlagen müssen regelmäßig kalibriert werden – fehlt der Nachweis, kann das Ergebnis ungültig sein.
• Fehlblitze & Störquellen: Straßenbahnen oder Nachbarspuren können Messungen auslösen.

Ein Anwalt kann durch Akteneinsicht prüfen, ob alle Messparameter korrekt eingehalten wurden.

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Verjährung bei Rotlichtverstößen

• Verjährungsfrist: 3 Monate ab Tattag (§ 26 Abs. 3 StVG)
• Unterbrechung: Anhörungsbogen oder Aktenübergabe an Staatsanwaltschaft hemmt Verjährung
• Beispiel: Blitzer am 24. April → Bescheid muss bis 23. Juli zugestellt sein

Wird der Bescheid zu spät verschickt, kann er wegen Verjährung angefochten werden (arag.de).

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Ihre Rechte: Einspruch & Verteidigung

• Einspruchsfrist: 14 Tage nach Zustellung (§ 67 OWiG)
• Bußgeldbescheid prüfen: Personalien, Tatort, Uhrzeit, Beweisfoto
• Beweise sichern: Fotos, Zeugenaussagen, technische Dokumente
• Recht auf Verteidiger: Fachanwalt kann Akteneinsicht und Beweisprüfung übernehmen
• Keine vorschnelle Zahlung: Zahlung = Anerkenntnis

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Rechenbeispiele aus der Praxis

🧾 Beispiel 1 – Fahrverbot und Kosten

Frau M. (Pendlerin, 20 km Arbeitsweg) → Fahrverbot 1 Monat
Taxi (Hin+Rück) ≈ 80 €/Tag × 22 Tage = 1.760 € Kosten
➡️ Mehrkosten oft höher als das Bußgeld selbst!

⚙️ Beispiel 2 – Punkteabbau & Führerscheinentzug

Herr K. hat 6 Punkte, Rotlichtverstoß (+2) → 8 Punkte = Führerscheinentzug.
Wäre vorher ein Fahreignungsseminar besucht worden (–1 Punkt), hätte er nur 7 Punkte = keine Entziehung.
➡️ Punkteabbau rechtzeitig nutzen!

🚗 Beispiel 3 – Versicherung & Eigenanteil

Rotlichtverstoß mit Unfall → grobe Fahrlässigkeit.
Kasko kann Leistung bis zu 50 % kürzen, z. B. nur 5.000 € von 10.000 € Schaden ersetzt.
➡️ Tarife mit Verzicht auf grobe Fahrlässigkeit schützen vor Kürzung.

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Prävention: So vermeiden Sie Rotlichtverstöße

• Frühzeitig abbremsen bei Gelb
• Immer ausreichenden Abstand halten
• Technik nutzen (Tempomat, Fahrassistenzsysteme)
• Bei Grünpfeil: vollständiger Halt Pflicht
• Nicht vom Vordermann „mitziehen“ lassen

Moderne Fahrassistenzsysteme (z. B. kamerabasierte Ampelerkennung) können helfen, Rotlichtverstöße frühzeitig zu verhindern.

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Fazit

Rotlichtverstöße sind gefährlich und teuer. Neben Bußgeldern drohen Punkte, Fahrverbote und Versicherungszuschläge. Prüfen Sie jeden Bescheid sorgfältig – viele Fälle sind anfechtbar, etwa wegen technischer Mängel oder Verjährung. Eine anwaltliche Prüfung lohnt sich besonders bei drohendem Fahrverbot.

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Wichtige Tipps im Überblick

• ✅ Bußgeldbescheid sofort prüfen
• ✅ 14-Tage-Einspruchsfrist beachten
• ✅ Fachanwalt für Verkehrsrecht hinzuziehen
• ✅ Beweise sichern (Fotos, Zeugen, Akten)
• ✅ Defensiv fahren & Technik nutzen

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